Floortje Kerkhove bei den Offenen Championchips in Rotterdam - ein Rückblick.
Mit etwas Verzug nun mein dritter Beitrag zum Thema Wettkampfvorbereitung auf die Offenen Meisterschaften in Rotterdam. Hier ein ausführlicher Bericht, wie es mir vor und nach der Challenge so ergangen ist..
Die letzten Wochen bis zum Event
Die letzten fünf Wochen liefen geschmeidig, mein Körperfettanteil sank beständig und von Müdigkeit keine Spur. Mein Arbeitsumfeld bemerkte gar nichts von dem näher rückenden Event. Meine Laune war bestens. Dann, in der vierten Woche der Rückschlag: Eine Halsentzündung mit Fieber im Schlepptau. Nichts lief mehr, ich speicherte Flüssigkeit und mein Energielevel ging in den Keller. Glücklicherweise erholte ich mich rasch und konnte erneut durchstarten.
2 Wochen noch. Sorge bereitete mir der Umstand, dass mein Körper noch immer so viel Flüssigkeit behielt. Was den Körperfettanteil betraf, so bestätigte mein Spiegelbild nicht gerade das Messergebnis. Meine Haut schien dünn wie Papier, allerdings ließ der Blick auf meinen Bauch eher an einen aufgeblasenen Ballon denken... Ich war gestresst und angespannt.
Ich versuchte mich selber zu beschwichtigen, nach dem Motto "Du schaffst das, Du fühlst Dich immer noch gut!". Stress kann man nämlich am allerwenigsten in der letzten Phase vor dem Wettkampf gebrauchen, der verstärkt die vorhandenen körperlichen Symptome eher noch (speichern von Flüssigkeit, stagnierendes Körperfett..). Aber ich bekam den Dreh und alles lief wie gewohnt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Kalorienzufuhr bereits kräftig gedrosselt. Gute Erfahrungen machte ich mit dem Wechsel von kohlenhydratreichen und kohlenhydratarmen Tagen.
Endlich - die sogenannte Peak Week, Schlussspurt! Die Woche also, in der Flüssigkeitsaufnahme und Ernährung einzig darauf zielen, im Wettkampf möglichst gut auszusehen. Ich hatte mir frei genommen, um nach Wunsch trainieren und mich mental auf Sonntag vorbereiten zu können. Donnerstags gab es den letzten Körper-Check im Beisein des Coachs. Die 7-Punkte Messung ergab 10,28% Körperfett. Wow! Satte 1,2% weniger im Vergleich zum Vorjahr bei immerhin 59 (zu 52) kg Körpergewicht. Mein persönliches Ziel war erreicht - mehr Muskelmasse bei weniger Körperfett.
Und doch - so richtig überzeugte mich der Blick in den Spiegel noch nicht.
Am Dienstag dann erneutes Unwohlsein mit Erbrechen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen ...
Möglicherweise die Nerven, ein geschwächtes Immunsystem oder auch schlicht verkehrtes Essen. Keine Ahnung. Jedenfalls fühlte ich mich in der Folge zunächst schlapp - genau wie im Vorjahr.
Die gesamte Vorbereitung hatte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht absolviert und jetzt sollte dieser Schwächeanfall mich um den Lohn bringen? Kalorien und Kohlenhydrate hatte ich nochmals reduziert, nicht förderlich in diesem Zusammenhang. Mehr Stress war nur die logische Folge. Schwierig, richtig zu entspannen, zumal viele Vorkehrungen hinsichtlich des Wettkampfs bereits getroffen waren. Geld war bezahlt, Freunde hatten ihr Kommen zugesagt - Aufgeben war keine Option.
Der Bodybuilding Wettkampf
Samstags assistierte mir meine beste Freundin beim Auflegen der Bräune. Ich hatte mich für Putan entschieden, optisch für mich die beste Wahl. Nach einem erholsamen Schlaf begleitete mich mein Coach nach Rotterdam. Angekommen, musste ich mit zwei weiteren Mädels meines Coachs zunächst Schlange stehen und die übliche Prozedur über mich ergehen lassen: Anmeldung, Messen, Zuordnen der Wettkampfklasse etc. Danach durften wir uns ein Plätzchen im Backstage-Bereich suchen, wo ich mich meinem Make-Up widmete. Nach Wochen ohne Make-Up (zu meinem Verdruss) durfte ich mich endlich wieder als Frau fühlen :). In der Junioren-Klasse (bis 23 Jahre) konkurrierte ich mit drei Mitstreiterinnen. Ich selber bin 21 und trainiere etwa seit drei Jahren. Wir durften als erste Gruppe ran. Ich konnte meine Nerven nur mühsam im Zaum halten. Meine Unsicherheit wuchs. Schließlich wurde ich Vierte - ein Dämpfer für mein Selbstvertrauen. Ein Jahr lang alles investiert, Muskelmasse aufgebaut und dann - wohlgeformte Beine schlagen meinen mühsam erworbenen knackigen Hintern. Zumindest in den Augen der Jury! Also nächstes Jahr die erneute Suche nach der richtigen Balance zwischen Muskelmasse und Kontur irgendwo dazwischen? Haha
2015, als ich erstmals an einem Wettkampf teilnahm, war ich voller Euphorie und Adrenalin. Alles war neu und spannend im positiven Sinn. Es herrschte eine angenehme Atmosphäre, es war gesellig und alle waren enthusiastisch. 2016 und 2017 ein anderes Bild - ich konnte den Moment auf der Bühne nicht wirklich genießen. Zweifellos hat die Tatsache, dass ich Flüssigkeit behielt und meine Beine ein wenig muskulöser waren als jene meiner Rivalinnen (eigentlich postiv (zumindest für mich), aber irgendwie auch nicht, wenn gleich drei Mädels über schlankere Beine verfügen) zu meiner Verunsicherung, auch Backstage, beigetragen. Aber im Vorjahr war ich "geschreddert bis auf die Knochen", um es drastisch zu formulieren, und meine Stimmung war ebenfalls im Keller.
Bikini-Look, Schichten von Make-Up, High Heels... das ist einfach nicht Floortje. Sich selbst zum Äußersten treiben, strukturierte Ernährungspläne einhalten und die ständige Herausforderung im Training suchen - das ist die wirkliche Floortje.
Ich hab mich selbst gefragt - tja, Floortje, warum diese Ambitionen? Nach dem letztjährigen Fehlschlag war ich der Meinung mich beweisen zu müssen. Ich wollte unbedingt im Kampf um die niederländische Meisterschaft mitmischen und die schlechte Erfahrung vom letzten Jahr aus dem Kopf kriegen. Aber diese Mission ist eindeutig fehlgeschlagen!
Ich behaupte nicht, nie wieder an einem vergleichbaren Wettkampf teilzunehmen. Ich werde stets an meinem Traumbody arbeiten und der zurückliegende Trainingsprozess war in vieler Hinsicht lehrreich. Aber vorläufig kreisen meine Gedanken eher um ein Foto-Shooting oder um einige Urlaubstage. Davor darf sich mein Körperfett Anteil wieder auf Fitness-Niveau bewegen (Sporttop, Shorts und Sneakers passen einfach besser zu mir als ein knapper Bikini auf der Bühne).
Ich habe gemerkt, dass mich neue Herausforderungen reizen. So habe ich beispielsweise das Snowboarden für mich entdeckt. Außerdem hat der zweite Teil meiner Ausbildung begonnen - Näheres dazu im Sommer. Auf meiner To-Do-Liste steht noch so manche Aktivität zum Ausprobieren...
Das Foto-Shooting
Am Tag nach den Offenen Meisterschaften in Rotterdam hatte ich ein Foto-Shooting mit Lennard Blok. Ich konnte mich in Top-Form präsentieren. Hatte ich mich in den Tagen vor dem Wettkampf kalorienarm unter Verzicht auf Kohlenhydrate ernährt, habe ich Sonntags nach dem Wettkampf wieder Kohlenhydrate "geladen". Danach fühlte ich mich prompt wie ein mit Flüssigkeit gefüllter Ballon. (Also mein Tipp: NICHT MIT CARBS LADEN WENN SICH EUER KÖRPER NOCH IM SPARMODUS BEFINDET! ;)
Aber zum Shooting war die Flüssigkeit wieder weg und ich fand mich wirklich top - unglaublich. So habe ich mich selbst noch nie erlebt - Anlass für ein wenig Stolz und Genugtuung.
Inzwischen sind 2 Wochen vergangen. Die Aufnahme meiner Ernährungsgewohnheiten am Dienstag zeigte Wirkung: ich legte sechs Kilogramm zu. Eine keinesfalls so ungewöhnliche Reaktion auf den in Unordnung geratenen Flüssigkeitshaushalt und den erst langsam in Gang kommenden Stoffwechsel. Bei einigen fällt die Reaktion heftiger aus, bei anderen weniger. Nach dem Sapcup blieb ich nahezu verschont von diesem Effekt. Dafür dauerte es bei den letzten Malen ein wenig länger, bis ich wieder einen flachen Bauch erlangte.
Was meine Person angeht, so ist der Regenerationsprozess im Anschluss an einen Wettkampf stets mental wie physisch herausfordernd. Eine Begleitung ist hier mindestens so angeraten wie in der Vorbereitung. Mitunter kann ich nur schwer akzeptieren, gerade beim Blick in den Spiegel, dass der Körper sich nicht ganzjährig auf 10% Körperfettniveau bewegen kann. Die nötige Energie fürs Studio muss auch aufgebracht werden, die Gefahr eines Leistungslochs ist durchaus präsent. Unverzichtbar ist ein enges Vertrauensverhältnis zum Coach. Ist die Chemie gestört, macht es Sinn, sich auf die Suche nach einer neuen Vertrauensperson zu begeben. Niemand ist perfekt und es gibt nun mal unterschiedliche Ansichten zu Training und Ernährung im Vorfeld und im Nachgang eines Wettkampfs. Wie heißt es doch so schön: Viele Wege führen nach Rom. ;)
Meine Bodybuilding-Zukunftspläne
Meine Pläne für die Zukunft? Ich habe meinen Trainingsmodus umgestellt. Statt einzelne Muskelgruppen zu isolieren, trainiere ich jetzt an sechs Tagen den gesamten Body. Ich will stärker werden denn je. Zum jetzigen Zeitpunkt, drei Wochen nach dem Wettkampf, schaffe ich 6 x 80kg Squats und mache mich ans Herantasten, Ausprobieren und Erleben, welche Auswirkungen das Ganze auf den Körper hat.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Ansonsten möchte ich bis zum Sommer unter 16% Körperfett bleiben, um (sollte sich das Wetter von der sonnigen Seite zeigen) stolz am Strand flanieren zu können und mit noch erkennbarer Muskeldefinition. Besondere Aufmerksamkeit werde ich Schultern, Gesäß und Oberschenkeln widmen.
Die vergangene Wettkampfvorbereitung hat mich wieder einiges gelehrt. Wie bereits erwähnt gibt es unterschiedliche Trainingsoptionen. Ich für meinen Teil packe die gemachten Erfahrungen in meinen Rucksack und halte nach neuen klar definierten Zielen Ausschau.
Dieser Blog gibt meine Erfahrungen und Ansichten wieder - solltest Du Fragen haben - feel free to contact!
Alles Liebe
Floortje